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Geschichte von Lichenroth
 

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Während in 1606 gerade mal 70 Untertanen gezählt wurden, waren es in 1770 schon 165, in 1840 bereits 472, und in 1895 sogar 490. Zu Beginn des ersten Weltkrieges in 1914 zählte Lichenroth bereits 540 Einwohner, die sich bis 1925 auf 488, im Jahre 1933 auf 420 und 1939 auf 386 Einwohner reduzierten. 1949, nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, weilten in unserem Dorf einschl. der Flüchtlinge mehr als 600 Einwohner, wobei 30 Jahre später, in 1979, Lichenroth nur noch 466 Einwohner und 1989 gar nur noch 426 Einwohner hatte. Heute, im Jahre 1998, sind es nur noch 376 Dorfbewohner.

 

Mit sechs Pferden vor dem Schneepflug hielt man im Winter die Straßen frei  
 

Nachdem im Jahre 1606 aufgrund einer Vermessung (zum Zwecke der Steuerveranlagung) aufgestellten Grundstücksverzeichnis hatte die Gemarkung lichenroth eine Größe von 1756 Morgen und 67 Grundstückseigentümer von denen 8 einen Besitz von mehr als 60 Morgen bewirtschafteten. Neben dem Privatbesitz gab es in jeder Gemeinde noch größere Flächen Gemeindebesitz, die von allen Ortsbürgern bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts gemeinsam als Vieh­- oder Hutweide benutzt wurden. Nach der durchgeführten Vermessung, bei der auch die Waldgrenzen genau abgegrenzt wurden, wurde alle Rodetätigkeit verbo­ten, so daß sich die Feldflur bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts kaum noch veränderte.

   

Jugendliche in Lichenroth in 1937

Auch ohne Fernsehen und Jugendclubs fanden die „Halbstarken“ des Dorfes amüsante Beschäftigungen, hier z.B. im Jahre 1937 beim Boxkampf am Rande des Dorfes. Dass sie über ihre HJ-Uniform "spielerisch" ins politische System der Nazis eingebunden wurden, war den Kindern sicher gar nicht bewusst.

Diese Aufwärtsentwicklung wurde erst durch den 30jährigen Krieg von 1618-1648 gebremst, der dem Land und der Bevölkerung ungeahntes Leid und Verluste brachte, so daß auch 100 Jahre nach Kriegsende der Vorkriegsstand noch nicht wieder erreicht war.

Während zu Kriegsbeginn in Lichenroth wenig davon zu spüren war, litt das Dorf ab dem Winter 1624 unter der Einquartierung von Soldaten verschiedener Regimenter, die von den Dorfbewohnern versorgt werden mußten, was im Laufe der Jahre immer schwieriger wurde. 

  

Da die Bevölkerung Nahrung zurückhielt oder versteckte, führte dies dann zu Plünderungen, denen dann auch alles Hab und Gut zum Opfer fiel. König Gustav Adolf von Schweden soll im Frühjahr 1632 im Gericht Reichenbach auf der Jagd gewesen sein und dabei aus dem "Kingsborn“ an der Gemarkungsgrenze zwischen Lichenroth und Ober Moos getrunken haben.

Nach dem Tode des Königs und der verlorenen Schlacht in Nördlingen drangen spanische, wallonische, und vor allem kroatische Truppen unter General Isolani und Johann von Werth in die unbefestigten Orte ein und verwüsteten diese, wobei ein großer Teil der Dorfbevölkerung aus Angst hiervor bereits geflohen war. Die Bauern haben oft wochenlang in den Wäldern gewohnt, in denen sie Schutz suchten. Ein Völzberger Bauer berichtet, daß er sich acht Jahre lang in der Ferne aufhalten mußte. Im Jahre 1628 umfaßte Lichenroth 52 Häuser. Nur 15 Jahre später wurden nur noch 22 Familien gezählt, so daß man davon ausgehen kann, daß die Hälfte aller Häuser während des Krieges zerstört worden sind.

Die Bevölkerung verarmte immer mehr, und bald setz! berichtet, daß die Bewohner ihren Hunger sogar an Eichelbrot, Mäusen, Katzen, ja sogar an Tierkadavern zu stillen versuchten. Im Jahre 1635 grassierte zudem eine Pestepidemie, und man kann sich vorstellen, daß aufgrund der durch Unterernährung geschwächten Abwehrkräfte viele Menschen dieser Seuche zum Opfer fielen.

Der Wiederaufbau dauerte sehr lange, da auch sämtliche Felder während des Krieges nur unzureichend bestellt worden, und somit von Unkraut überwuchert waren, so daß erst nach langer Zeit wieder gute Erträge erwirtschaftet werden konnten. Auch Naturkatastrophen trugen ihren Teil zur Armut bei. So wurden in Jahren 1767 und 1768 durch Hagelschlag die gesamten Feldfrüchte vernichtet Obstbäume schwer beschädigt sowie Fensterscheiben zerstört. Auch aus dem Jahr 1857 wird von einem ungeheuren Unwetter berichtet, bei dem innerhalb wen Minuten die gesamte Sommerfrucht, Kartoffeln und Flachs vernichtet wurden Jahre 1893 kam es durch eine anhaltende Dürre zu Futtermangel für das Vieh daß Bauern in Wäldern und Hecken von den Bäumen und Sträuchern Blätter Viehfutter holten. In Lichenroth sollen vier Mühlen gestanden haben, von de heute nur noch die Sangmühle und die Dorfmühle existieren. Alle Mühlen ha gemein, daß sie sich das Wasser des Salzbaches zu Nutzen machten, wobei Sangmühle zusätzlich das Wasser der Salz nutzen konnte.

1. Die Theißmühle (stand etwa dort, wo heute der Löschteich ist)
2. Die Ölmühle (stand im Garten des heutigen Hauses von Alfred Stein) 
3. Die Dorfmühle (heutiges Haus von Alfred und Betty Müller)
4. Die Sangmühle
 

Die Sangmühle ist die Nachfolgerin der Mühle des ehemaligen Dorfes "Herchenrod“ und wurde Jahrzehnte nach dem 30jährigen Krieg von Nicolaus Schneider wiederaufgebaut, der beim großen Brand in Lichenroth am 16. März 1677 alles Hab und Gut verloren  hatte. Der Müller war gegen Zahlung von Frongeld von Frondiensten befreit, die ansonsten von der Dorfbevölkerung geleistet werden mußten.
 

Landleben in Lichenroth

Freilaufende Hühner, unversiegelte Flächen und Fachwerkhäuser prägten das Ortsbild früherer Zeiten. Das Foto zeigt zwei Hasenkästen mit einer Klappe, die nach geschlossen wurde, sowie im Hintergrund das heutige Haus von Wolfgang Zimmer und dahinter das Haus von Helmut Szafera, die heutige Tankstelle.  

     
 


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